Heute wollen wir uns mit Getränken in Mittelerde beschäftigen.
Um genau zu sein, geht es um solche, die dem Konsumenten besondere Kräfte verleihen oder
regenerieren.
In diesem Artikel schauen wir uns drei Getränke an, die im weitestens Sinne als Energydrink
aufgefasst werden können.
Dabei betrachten wir diese in der Reihenfolge, in der sie in "The Lord of the Rings" vorkommen.
Zuerst Miruvórë, dann Miruvor und schließlich Ent-draughts.
Miruvórë
Es kommt kurz im achten Kapitel des zweiten Buches von "The Fellowship of the Ring" vor.
Die Gefährten nehmen Abschied von Lórien und Galdriel singt ein Klagelied.
"Ah! like gold fall the leaves in the wind,
long years numberless as the wings of trees!
The years have passed like swift draughts
of the sweet mead in lofty halls beyond the West,
beneath the blue vaults of Varda
wherein the stars tremble in the song of her voice, holy and queenly."
Miruvórë wird hier nicht beim Namen genannt, sondern nur referenziert.
Beschrieben wird es als süßer Met ("sweet mead").
Dieses Getränk gab es nur in Valinor ("lofty halls beyond the West").
Es wurde aus den Blumen Yavannas gewonnen.
Ted Nasmiths Illustration der Szene des Abschieds aus Lórien.
(Quelle)
Miruvor
Obwohl die Namen zum verwechseln ähnlich sind, unterscheidet sich Miruvor von Miruvórë.
Es taucht im Dritten Kapitel des zweiten Buches von "The Fellowship of the Ring" auf.
Gandalf verteilt Miruvor unter den Gefährten, nachdem sie Rivendell verlassen haben und versuchen
über den Redhorn Pass von Eriador nach Rhovanion zu gelangen.
Gandalf nennt es Stärkungsmittel und sagt, dass Elrond es ihm bei der Abreise gab.
Im weiteren Text wird es als duftender Likör beschrieben, welches neuen Mut, Hoffnung und Kraft
gibt und die Müdigkeit aus den Beinen vertreibt.
Ted Nasmiths Illustration des Tals von Rivendell.
(Quelle)
Ent-draughts
Kommen wir zum letzten "Energydrink" aus Mittelerde - Ent-draughts.
Dieses Getränk wird von Merry und Pippin getrunken, als diese im Fangorn sind.
Treebeard führt sie zu Wellinghall, einem seiner Häuser und bietet ihn aus einem großen Krug etwas
zu trinken an.
Es wird weiter beschrieben, dass der Trunk ähnlich wie Wasser schmecke, welches sie aus dem
Entwash, dem großen Fluß Rohans tranken.
Allerdings wird ein weiterer Duft oder Geschmack angesprochen, den beide nicht zuordnen konnten.
Er weckte allerdings erinnerungen an den Geruch von Wäldern bei einer kalten Nachtbrise.
Die Wirkung des Ent-draughts begann dabei in den Zehen, breitete sich nach und nach bis in die
Haarspitzen aus und brachte dabei Belebung und Kraft.
Bereits zu diesem Zeitpunkt fühlten Pippin und Merry, dass ihr Haar wuchs.
Der Name "Ent-draughts" wird ausschließlich im vierten Kapitel des zweiten Buches von "The Return
of the King" von Gimli genutzt, nachdem Frodo und Sam der Größenunterschied zwischen Merry und Pippin
auffällt.
Gimli führt diesen Umstand schnell auf eben jenes Getränk zurück.
Ted Nasmiths Illustration von Wellinghall, einem der Häuser von Treebeard. Vor Treebeard stehen
Krüge, von denen zumindest einige vermutlich Ent-draughts enthalten.
(Quelle)
Das waren die drei Getränke im Tolkien-Universum, die benannt sind und am ehesten mit Energydrinks
verglichen werden können.
Es gab weitere nicht näher beschriebene Getränke mit ähnlichen Effekten zum Beispiel auch bei den
Dúnedain oder Orks.
Da wir aktuell auf unserer Erde aber selbst die Möglichkeit haben Monster-Energy zu trinken, werde
ich darauf nicht näher eingehen.
Letzteres kann ich übrigens nicht empfehlen.
Und damit bis bald bei Mittelerde mit Marten!
Es ist mir eine Freude zu schreiben, dass
Ted Nasmith, einer der
bekanntesten Tolkien Autoren, uns und dieser Seite die Nutzungsrechte eingeräumt hat.
Damit sollte die angemessene Bebilderung der nächsten Posts kein Problem darstellen.
Ted Nasmiths Illustration des verschlossenen Westtors von Moria
(Quelle)
Wenn es um Reisen in Mittelerde geht, muss natürlich zuerst der Elefant im Raum angesprochen werden
- um genau zu sein die Elefanten.
Das sind in diesem Fall einerseits die Reise von Frodo und Sam und andererseits Bilbos Abenteuer.
Fangen wir, um den Spannungsbogen zu erhalten, mit dem Weg von Bilbo an.
Bilbo hat ungefähr 1530 Kilometer zurückgelegt.
Dafür hat er insgesamt 172 Tage gebraucht.
Das entspricht einem Durchschnitt von 8.9 Kilometern pro Tag - allerdings variiert die
Geschwindigkeit im Verlauf der Reise stark.
Da es durchaus immer wieder Pausen und Unterbrechungen gibt, werden wir uns auf die
interessantesten Reiseabschnitte beschränken.
Wir teilen die Reise auf in 3 große Abschnitte: erstens den Weg von Bagend nach Rivendell und
zweitens den Weg von Bruchtal über das Nebelgebirge zu Beorns Halle und schließlich die Strecke von
dort durch den Taur-nu-Fuin zum Einsamen Berg.
Der erste Abschnitt ist 639 Kilometer lang.
Mit einer dafür benötigten Zeit von 40 Tagen, ist die Durchschnittgeschwindigkeit durchaus
beachtliche 16 Kilometer pro Tag.
Nach einer längeren Pause begibt sich die Thorins Gefolgschaft wieder auf den Weg.
In den 19 Tagen in den Misty Mountains schaffen sie nur 116 Kilometer (6.1 Kilometer pro Tag).
Anschließend werden sie gefangen genommen und von den Adlern gerettet.
Nach einer eintägigen Pause bei Beorn steht der nächste Abschnitt an: Mirkwood.
303 Kilometer werden in 28 Tagen zurückgelegt (10.8 Kilometer pro Tag).
Danach geraten sie erneut in Gefangenschaft und legen nur noch vergleichsweise
kurze Strecken zurück.
Kommen wir nun zu Frodo und Sam.
Auch ihren Weg teilen wir in 3 Phasen auf: erstens von Bagend nach Rivendell, zweitens von
Bruchtal nach Lorien und schließlich von Lorien nach Mordor.
Frodo benötigt 28 Tage für den ersten Abschnitt.
Das entspricht 26.3 Kilometer pro Tag.
Hierbei muss angemerkt werden, dass sie einen längeren Weg gewählt haben, als Thorin und Co.
Dennoch sind sie deutlich früher angekommen.
Nach knapp 2 Monaten Pause machen sie sich wieder auf die Reise.
Auch der zweite Reiseabschnitt wird in rekordverdächtiger Geschwindigkeit gemeistert.
Die Durchschnittgeschwindigkeit von 29.8 Kilometer pro Tag können sie dabei 25 Tage halten.
In Lorien angekommen erholen sie sich knapp einen Monat.
Anschließend bewältigen sie den Weg von Lorien nach Mordor in 40 Tagen.
Dieser Abschnitt ist 1416 Kilometer lang.
Die Durchschnittgeschwindigkeit beträgt 36 Kilometer pro Tag.
Frodo und Sam scheinen durch Wanderungen durchs Shire konditionell in Topform zu sein.
Allerdings muss man berücksichtigen, dass in den ersten 7 Tagen nach dem Aufbruch aus Lorien ganze
540 Kilometer zurückgelegt werden.
Das war nur möglich, da sie mit Booten den Anduin bis zu den Argonath herunter fahren.
Frodos und Sams Route in "The Lord of the Rings"
(Quelle)
Ich möchte aber noch 2 weitere Reisen thematisieren.
Einerseits möchte ich kurz Gandalfs Mearas Schattenfell ansprechen.
Nachdem Sarumans Armee niedergeschlagen und Isengard von den Ents eingenommen wurde, benutzt Pippin
am 5. März 3019 TA den Palantir von Orthanc.
Daraufhin bricht Gandalf mit ihm nach Minas Tirith auf.
Die Strecke von Isengard nach Minas Tirith ist ungefähr 725 Kilometer lang.
Gandalf und Pippin benötigen für diese Strecke durch die Hilfe von Schattenfell nur 4 Tage.
Das entspricht einer Geschwindigkeit von 182 Kilometer pro Tag.
Gandalfs Route in "The Lord of the Rings" nachdem Pippin den Palantir genutzt hat
(Quelle)
Kommen wir nun zur finalen Reise.
Wir begeben uns in die wohl schlechteste Adaption der Tolkien-Werke.
In "The Rings of Power" reiten Galadriel und Halbrand von den Southlands nach
Ost-in-Edhil.
Ost-in-Edhil liegt ungefähr 50 Kilometer westlich vom Westtor Khazad-dûms.
Die genaue Länge dieser Strecke ist schwierig einzuschätzen, daher versuchen wir sie anhand
bekannter Orte und Distanzen zu nähern.
Sicht vom Wachturm der Elben hin zum Orodruin
(Quelle)
Betrachten wir dieses Bild aus "The Rings of Power", welches einen Wachturm
zeigt, der über die so genannten Südlanden blicken soll, fällt auf, dass im Hintergrund der
Orodruin zu erahnen ist.
Aufgrund der Beschaffenheit der Berge, die eine Art Trichter hin zum Berg des Schicksals bilden,
gehe ich davon aus, dass sich dieses Bild den Blick von ungefähr der Stelle aus zeigt, an der
später das Schwarze Tor steht.
Die Südlande befinden sich somit in der Hochebene von Gorgoroth, was mit dem Begriff Udûn, der
später in der Serie verwendet wird, übereinstimmt.
Versuchen wir nun also die Strecke von Udûn in Gorgoroth nach Ost-in-Edhil in Eregion zu schätzen.
Der von Frodo und Sam zurückgelegte Weg beträgt 2897 Kilometer.
Wenn wir davon nun die Strecke von Bagend nach Rivendell abziehen, bleiben noch 2160 Kilometer
übrig.
Galadriel und Halbrand können nicht durch Khazad-dum reisen und müssen zwangsläufig den Weg am
späteren Isengard vorbei über die Pforte von Rohan nehmen.
Dies führt zu einem relativ großen Umweg, aber auch Frodo und Sam haben einen Umweg am Morannon
vorbei über Cirith Ungol genommen.
Um also noch etwas großzügiger mit unserer Schätzung zu sein, ziehen wir von den 2160 Kilometern
auch noch die Distanz von Bruchtal nach Lorien ab.
Somit bleibt noch der Weg übrig, den Frodo und Sam von Lorien zum Berg des Schicksals zurückgelegt
haben.
Diese überaus großzügig geschätzte Strecke, die Galadriel und Halbrand also auch mindestens
meistern müssen, beträgt 1416 Kilometer.
Galadriel und Halbrand, der im Übrigen so schwer verletzt ist, dass er in den Südlanden nicht
behandelt werden kann, da er elbische Medizin braucht, legen diese Strecke in 6 Tagen zurück.
Aber lassen wir die Sinnhaftigkeit von Reiten mit schwersten Verletzungen mal außen vor.
Es ergibt sich im Durchschnitt eine täglich zurückgelegte Distanz von 236 Kilometern.
Die Geschwindigkeit scheint also ungefähr genauso dämlich zu sein, wie der Rest dieser
Fernsehserie.
Es gibt in "The Lord of the Rings" einige (Schein-)Anachronismen, welche zeigen, dass die
Geschichte aus der Perspektive eines modernen Erzählers vorgetragen wird.
So steht im ersten Kapitel des ersten Buches "The dragon passed like an express train, turned a
somersault, and burst over Bywater with a deafening explosion.".
Ein weiterer Anachronismus findet sich scheinbar im siebten Kapitel des dritten Buches.
Allerdings ist mit "Aragorn and Legolas went now with Éomer in the van." die Vorhut ("vanguard")
und nicht das neuzeitliche Kraftfahrzeug gemeint.
Der folgende Part kommt aus einem Entwurf von "The Lord of the Rings" aus dem Jahr, nachdem
Tolkien eine Version der "Quenta Silmarillion" geschrieben hat.
In diesem Entwurf war Tom Bombadils Antwort auf die Frage "Who are you, Master?" von Frodo
(damals Bingo, siehe einen vorangegangenen Post
"I am an Aborigine, that's what I am, the Aborigine of this land.".
Selbst sein Sohn Christopher fand diese Passage "extremely surprising".
Obwohl Goldberry in "The Lord of the Rings" explizit erklärt "Tom Bombadil is the Master.
No one has ever caught old Tom walking in the forest, wading the the water, leaping of the
hill-tops under light and shadow. He has no fear.
Tom Bombadil is Master", gibt es ein ganzes Gedicht ("The Adventures of Tom Bombadil") darüber wie
eben dies passiert und Tom nacheinander von Goldberry, Old Man Willow, Dachsen, Vögeln, Fischen und
einem Barrow-Wight gefangen oder geärgert wird.
Zufall hat in Tolkiens Universum oft eine ganz andere Bedeutung als im üblichen Gebrauch und hat
häufig eher etwas mit Schicksal/Vorherbestimmung und dem Plan von Eru Ilúvatar zu tun.
Die vier Stellen, in denen man dies erahnen kann sind folgende:
"Just chance brought me then, if chance you call it." - Tom Bombadil (Book I, Chapter 7, FotR)
"A chance-meeting, as we say in Middle-earth." - Gandalf (Appendix A, III Durin's Folk, LotR)
"In this meeting there may be more than chance; but the purpose is not clear to me, and I fear
to say too much." -
Gildor Inglorion (Book I, Chapter 3, FotR)
"You have come and are here met, in this very nick of time, by chance as it may seem. Yet it is
not so." - Elrond (Book II, Chapter II, FotR)
Das erste Kapitel von "The Lord of the Rings" "A Long-expected Party" war schon Teil des ersten
Entwurfs und eine der ersten Überlegungen, die Tolkien nach "The Hobbit" hatte.
Es war klar, dass Frodo - der in früheren Entwürfen übrigens "Bingo" hieß - Abenteuer erleben
sollte.
Die erste Idee für ein solches Abenteuer hatte mit einem Hexenhaus zu tun, die zweite mit Tom
Bombadil.
Wenn man für den Namen "Sméagol" konsequenterweise ein altenglische Aussprache annimmt, dann werden
die Vokale "é" und "a" beide klar und einzeln und das "g" als stimmhafter velarer Frikativ
ausgesprochen.
Es ergibt sich eine Aussprache die ungefähr folgendem entspricht: "Sme-ah-chol". Tolkien selbst
wechselt zwischen mehreren verschiedenen Aussprachen hin und her, keine davon entspricht der gerade
genannten.
Gollum schwört in "The Two Towers" einen Eid auf den Ring, Frodo zu dienen.
Als er Frodo betrügt und ihm in den Sammath Naur den Ring vom Finger beißt, ist es die Konsequenz
dieses Schwurs, dass er im Freudentaumel stürzt, stirbt und den Ring dabei zerstört.
Diese Konsequenz ist neben der Auferstehung Gandalfs einer der offensichtlicheren Eingriffe Erus im
dritten Zeitalter.